10.07.2014
Michael Baumgartner
Autor: Michael Baumgartner
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Kon­di­tion­en in SAP®

In diesem Artikel werde ich auf „Preisfindung & Konditionstechnik“ im SAP® Modul SD (Sales & Distribution) näher eingehen. Die Preisfindung und Konditionstechnik sind wichtige Themen für die Datenanalyse. Sehr oft werden wir mit folgenden Fragen konfrontiert: „Was muss ich über Konditionen im SAP® wissen?“ „Wie kann ich herausfinden, ob Konditionen manuell geändert werden können?“ „In welchen Tabellen finde ich die Konditionsstammdaten?“ Hier erkläre ich, welche Konditionsarten existieren und wie sie sich auf die Preisfindung auswirken, z.B. die Berechnung des Nettowertes.

Kon­di­tion­en in Auf­trags­po­si­tion­en

Sprechen wir zuerst über ein high-level Kalkulationsschema im Allgemeinen und einige Konditionsarten, die in diesem Artikel verwendet werden.

 

KonditionWert
Preis100.00 €
Rabatt5%
Nettowert95.00 @
Umsatzsteuer19%
Gesamtwert113.05

Abbildung 1: Ein high-level Kalkulationsschema und seine Konditionen

 

Die komplette Tabelle repräsentiert ein abstraktes Kalkulationsschema auf hoher Ebene. Welcher Wert verwendet wird, ist abhängig vom Material/Produkt, vom Kunden oder vom Material als auch vom Kunden. Jede Zeile im Kalkulationsschema steht für eine Kondition: Der Preis ist eine eigene Kondition, der Rabatt ist eine eigene Kondition etc. In SAP® werden Konditionen in Konditionstypen abgebildet.

Pro Auftragsposition können mehrere Konditionen unterschiedlicher Art innerhalb eines Kalkulationsschemas existieren. Beispielsweise kann der Nettowert einer Auftragsposition aus folgenden Konditionsarten ermittelt werden:

  • Grundpreis: Dies entspricht dem Listenpreis, der in der SAP® Transaktion VK11 erfasst wird. Der Listenpreis kann entweder pro Material/Kunde oder pro Material gültig sein.
  • Kundenrabatt: In vielen Fällen wird den Kunden ein Nachlass auf den Listenpreis gewährt. Meistens ist der Rabatt ein prozentualer Wert.

Welche Konditionen für die Berechnung des Verkaufspreises a) gültig sind und b) benötigt werden, wird im Kalkulationsschema festgelegt.

Als Beispiel sollen die Konditionen im Auftrag 12075 gezeigt werden, die mit der SAP® Transaktion angezeigt werden können. Das Beispiel zeigt das Kalkulationsschema für eine Auftragsposition, die zwei Flachbildschirme enthält. Das Schema besteht aus vier verschiedenen Konditionen (Preiselementen):

  • PR00: Standardpreis
  • K007: Kundenrabatt
  • AZWR: Anzahlung
  • MWST: Ausgangssteuer
Konditionen in Auftragspositionen

Abbildung 2: Konditionen im Auftrag

Der Nettowert für zwei Flachbildschirme beträgt 2407,30 Euro und setzt sich aus den Konditionen „PR00“ und „K007“ zusammen. Die Umsatzsteuer ist nicht im Nettowert der Auftragsposition enthalten, da sie erst bei Rechnungsstellung relevant wird. Der Skonto wird wiederum erst beim Begleichen der Rechnung relevant.

Kon­di­tions­ar­ten

Die Kürzel PR00, K007 etc. werden „Konditionsarten“ genannt. Sie werden in SAP® SD verwendet, um eine Kondition eindeutig zu identifizieren. Damit Konditionen angelegt werden können, müssen entsprechende Konditionsarten existieren. Konditionsarten sind bedeutend, weil sie die Eigenschaften von Konditionen sowie die Rechenregeln festlegen. Die wichtigsten Rechenregeln sind:

  • Prozentual (z.B. Rabatt)
  • Fester Preis (z.B. Mindestauftragswert)
  • Mengenabhängiger Preis (z.B. Material)

Die Pflege der Konditionsarten erfolgt im Customizing des SAP®. Folgendes Beispiel soll zeigen, welche Angaben im Customizing gemacht werden können:

Konditionstechnik & Preisfindung

Abbildung 3: Customizing-Einstellungen zu Konditionsart PR00

Einige interessante Einstellungen aus Analysegesichtspunkten könnten sein:

  • Manuelle Eingaben: Sie definieren in diesem Feld, ob eine Kondition vom Anwender manuell geändert werden kann.
  • Kopf- oder Positionskondition: Sie entscheiden hier, ob die Konditionen auf Kopf- oder Positionsebene geändert werden können.
  • Vorzeichen: Ist die Kondition ein positiver (z.B. Zuschlag) oder ein negativer (z.B. Rabatt) Betrag oder sind beide Vorzeichen möglich?
  • Rechenregel: Ist die Kondition ein Prozentbetrag, ein fester Wert oder eine Menge?

Kon­di­tions­stamm­da­ten

Während die Konditionsart die allgemeinen Eigenschaften einer Kondition beschreibt, beinhaltet der Konditionsstammsatz

  • den eigentlichen Wert
  • der auf einer bestimmten Ebene basiert (Materialebene, Kundenebene, Material/Kunden Ebene etc.)

In diesem Kapitel soll gezeigt werden, wie Konditionsstammsätze gepflegt werden. Als Beispiel nehmen wir die Konditionsart PR00 von Auftrag 12075, der einen Wert von 1267 Euro hat (siehe oben). Die Konditionsstammdaten können in der Transaktion VK13 angezeigt werden. Nach der Eingabe der Konditionsart wird man aufgefordert, die Schlüsselkombination einzugeben. Für die Konditionsart sind nämlich im Customizing drei Ebenen definiert, auf denen der Preis definiert werden kann.

Konditionsarten

Abbildung 4: Eingabe der Schlüsselkombination in Transaktion VK13

Diese Schlüsselkombination gibt die Möglichkeit, einen allgemeinen Preis auf Materialebene zu definieren, aber einen differenzierten Preis zu haben, der vom Kunden abhängig ist.

Nach der Auswahl der Kombination und nach Eingabe der Parameter erhält man folgendes Ergebnis:

SAP® Modul SD

Abbildung 5: Anzeige der Kondition PR00 in VK13

Kal­ku­la­tions­sche­ma

In SAP® können unterschiedliche Kalkulationsschemen definiert werden. Die Idee ist, dass in diesem Schema definiert ist, welche Konditionsarten erlaubt sind bzw. verwendet werden können. Welches Kalkulationsschema im Auftrag ausgewählt wird, hängt von folgenden Parametern ab:

  • Vertriebsbereich (Verkaufsorganisation, Vertriebsweg, Sparte)
  • Belegart
  • Kundenstammdaten

Die Zuordnung wird im Customizing definiert.

Re­le­van­te Ta­bel­len

Es gibt viele wichtige Tabellen, die Informationen über die Preisfindung und Konditionstechnik in SAP® enthalten. Zwei wichtige davon, KONH/KONP (Konditionsstammdaten) und KONV (Konditionstransaktionsdaten), werden hier erklärt.

SAP® unterscheidet zwischen Stamm- und Transaktionsdaten, weil einerseits die vordefinierten Konditionen gespeichert werden müssen; andererseits ist es möglich, Konditionen innerhalb eines Kundenauftrags oder einer SD Rechnung zu ändern. Das bedeutet, dass es nicht ausreicht, Stammdaten zu speichern, SAP® muss auch protokollieren, welche Konditionen (und welche konkreten Werte) tatsächlich in jedem Kundenauftrag/jeder SD Rechnung verwendet wurden.

KONH/KONP: In dieser Tabelle werden alle Konditionsstammdaten gespeichert. Jede Kondition wird unter einer eindeutigen Nummer gespeichert. In KONH ist die Information gespeichert, wie lange die Kondition gültig ist.

KONV: In dieser Tabelle werden für jede Auftragsposition alle verwendeten Konditionen sowie deren Werte aufgelistet. Hier sind also alle Datensätze gespeichert, die auf Auftragspositionsebene im Reiter „Konditionen“ gelistet sind (siehe Beispiel aus Abbildung 1). Die Tabelle ist daher erfahrungsgemäß sehr groß. Der Grund, warum nicht nur auf die Konditionsstammdaten verwiesen wird, sondern die verwendeten Konditionen redundant gespeichert werden, liegt darin, dass einerseits die berechneten Werte je Kondition aufgelistet sind und andererseits die Konditionen bei der Anlage des Auftrags angepasst werden können. In vielen Fällen (z.B. Rabatt) wurde in der Tabelle KONP kein Konditionsdatensatz angelegt, sondern der Anwender hat den Konditionsbetrag manuell eingegeben. In solchen Fällen handelt es sich um eine manuelle Kondition. Hier möchte ich nochmals verdeutlichen, dass nicht für jede Konditionsart ein Stammsatz vorhanden sein muss. Voraussetzung ist, dass eine Konditionsart im Customizing definiert wurde, welche die erforderlichen Eigenschaften hat.

In der Tabelle KONV sind auch die verwendeten Konditionen der SD Fakturierungsbelege vorhanden. Wenn aus einem Auftrag eine Rechnung erzeugt wird, so werden die Konditionen kopiert und unter einer neuen Belegkonditionsnummer gespeichert.

T683S: Kalkulationsschema

Hier wird aufgelistet, welche Konditionsarten für ein bestimmtes Preisschema verwendet werden können. Diese Tabelle ist die Basis für die Preiskalkulation in einem Kundenauftrag.

Fa­zit

In diesem Artikel habe ich Ihnen einen ersten Einblick in das Thema „Konditionen“ gegeben und erklärt, wie Konditionen gepflegt und in den Aufträgen verwendet werden. Aufgrund der Komplexität des Themas konnte nur ein kleiner Ausschnitt abgedeckt werden. Wichtige Bestandteile für eine funktionierende Konditionstechnik sind das Kalkulationsschema und die Zugriffsfolge. Darauf und auf eventuelle Analysen in diesem Bereich kann jedoch hier nicht eingegangen werden, weil es viele komplexe Szenarien gibt, die im Detail betrachtet werden müssen. Wenn Sie mehr Detailfragen haben sollten, so kontaktieren Sie mich bitte jederzeit unter info@dab-gmbh.de.


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